Cloudbridge Reservat

Tag III

Zum Auftakt des Tages nehme ich erst einmal eine kalte Dusche. Die Unterkunft verspricht zwar warme Duschen, doch die letzte muss Susan gestern Abend bekommen haben.
Heute steht eine Wanderung zum Chirripo Nationalpark auf dem Programm. Doch Susan kränkelt. Weil sie eine tapfere Kriegerin ist, will sie trotzdem wandern. Wir wählen eine kleinere Tour, die durch das Cloudbridge-Reservat führt. Als wir die Unterkunft verlassen, ist es bereits sehr warm. Nach den ersten Metern schaue ich Susan an und habe meine Bedenken. Ihr Gesicht sieht aus wie eine unreife Banane und ihre Augen wie eine über reife Mango, mit roten Druckstellen. Sie versichert, dass alles in Ordnung ist. Nun kommen wir zum ersten Mal in den Genuss des Costa Ricanischen Regenwaldes. Der Geruch ist einfach großartig. An einem Ort süßlich und fruchtig, ein paar Meter weiter, würzig und stark. Als würde man sich durch einen Frischemarkt mit Obst, Tee und Kräutern riechen. Auf einer Wiese dann ein sehr märchenhaftes Bild: ein komplett weißes Pferd umgeben von sattem Grün. Kein anderes Pferd, weit und breit. Wir hätten uns auch nicht gewundert, wenn es noch ein Horn gehabt hätte. Dann geht es immer weiter bergauf in den Wald. Die Sonne scheint auch endlich durch die Berggipfel hindurch und verleiht dem Wald einen warmen Glanz. Was ebenfalls glänzt ist Susans Gesicht. Doch leider sieht das nicht so gut wie der Regenwald aus. Auch wenn es ebenfalls einen Grünstich hat. Nach circa einer dreiviertel Stunde beschließen wir zurück zu gehen. Susan ist geschwächt, wackelig auf den Beinen und braucht dringend Ruhe. Sie legt sich ins Bett, während ich noch ein wenig die Touristen im Gemeinschaftsraum beobachte. Dann lege ich mich auch ins Bett.
Am Nachmittag gehen wir doch noch einmal los in das Cloudbridge Reservat. Drei Stunden dauert der Ausflug. Wir sehen wenig Tiere aber viele schöne Orte. Bei einem Wasserfall pausieren und erfrischen wir uns kurz. Vor allen Dingen beeindrucken uns aber die ineinander verwachsenen Bäume. Man kann häufig gar nicht von dem einen Baum sprechen, da es oft ein Wurzelgeflecht aus mehreren ist. Was uns etwas irritiert, sind die vielen privaten Wege, die auch gekennzeichnet und abgesperrt sind. Zum einen ist der Weg so schlecht ausgebaut, dass wir uns nur wundern können, wie die Leute mit dem Auto an ihre Grundstücke kommen. Auf der anderen Seite ist es traurig zu sehen, dass tief im Naturschutzgebiet, inmitten des Dschungels, private Anwesen abgesperrt sind.
Nach dem Ausflug gehen wir noch in ein von der Gastmutti empfohlenes Fischrestaurant. Das besondere hier: man fängt sich seinen Fisch selbst. Als wir ankommen, ist es bereits dunkel. Ausser uns ist nur noch eine Japanerin im Restaurant. Eigentlich ist es auch kein Restaurant im gängigen Sinne. Es sind ein paar Holztische und Holzbänke mit einem Blechdach überdeckt. So stehen wir im Dunklen, an einem kleinen Teich, mit einer provisorischen Angel und angeln uns zwei Fische. Allerdings lassen uns die Fische sehr unfähig aussehen. Nicht nur, dass sie einfach nicht anbeißen wollen, sie fressen uns auch den Köder weg und schwimmen davon. Nach etwa 10 Minuten und etwas Geduld, wofür weder Susan noch ich bekannt sind, haben wir dann endlich unseren eigenen gefangenen Fisch. Meiner wird frittiert, Susans wird gegrillt. Nach kurzer Zeit haben wir einen großen Teller mit Reis, frischen Fisch und etwas Gemüse. Dazu noch eine gekühlte Cola und der Abend ist perfekt. Was uns dann noch einmal komplett umhaut ist der Preis: für alles zusammen bezahlen wir 15€ mit Trinkgeld. Zufrieden und satt gehen wir zurück den Berg hinauf. Auf dem Weg sehen wir noch eine große Spinne, viele Glühwürmchen und glühende Weihnachtsbeleuchtung. Das passt vielleicht nicht ganz, interessiert hier aber keinen.

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