Der Auffahrunfall

Tag XI

letzte Nacht war, sagen wir, ich hatte schon bessere. Die Nase war zu, der Rachen war geschwollen, der Ventilator hat durchweg gebrummt, es waren 30° im Zimmer und heute morgen haben wir noch viele kleine Tierchen um unser Bett herum gefunden. Diese Tierchen haben sich in der Nacht in unserer Essenstüte eingenistet. Doch dann ging es in den frühen Morgenstunden endlich raus und weg von dem Hotel.
Wir fahren gemütlich auf der großen Straße nach Norden. Es ist zwar etwas Verkehr aber es läuft. Wir zahlen zum ersten Mal Maut: 30 Cent, richtig teuer hier. Dann geht alles ziemlich schnell. Der LKW vor uns stoppt, wir stoppen, der Pick-Up-Truck hinter uns stoppt. Doch der Pick-Up-Truck dahinter stoppt nicht und schiebt alle zusammen. Die Heckscheibe zersplittert komplett. Wir bleiben aber unverletzt. Aus dem hinteren Truck steigt eine Frau mit Nasenbluten. Den Insassen des Trucks hinter uns ist nicht passiert. Alle stehen unter Schock. Die Polizei wird gerufen, der Notarzt und die Feuerwehr. Alle treffen relativ zeitgleich und schnell ein. Während die Polizei mit Susan spricht, telefonieren ich schon mit der Autovermietung. Es ist ein ständiges und nerviges hin und her. Autovermietung, Versicherung, Inspekteur und wieder Autovermietung. Auf Grund der Sprachbarrieren ist es nicht immer leicht zu verstehen, was wer nun wie von uns wissen will. Zwischendurch verlangt die Polizei nicht nur einmal unsere Personalien. Sooft, wie Susan unsere Namen der Polizei und den Rettung Rettungskräften angeben muss, sooft muss ich am Telefon unser Autokennzeichen durchgehen. Dann werden die Autos von der Straße geräumt und der Verkehr kann wieder fließen. Wir atmen kurz durch und sehen erst einmal, das es uns auch viel schlimmer hätte treffen können. Der Ersatzreifen hat sehr viel des Aufpralls abgefedert. Hätten wir aber vor dem auffahrenden Auto gestanden, hätte das uns nicht viel genützt. Wenn so ein großer Pick-Up-Truck, mit der Geschwindigkeit, in uns rein gefahren wäre, wären wir vermutlich zerquetscht worden.
Nach circa 30 Minuten erreicht uns der Inspekteur und sieht sich das Auto an. Den Polizeireport haben wir bereits, nun auch den vom Gutachter. Die Polizei lässt uns weiterfahren. Auf dem Weg zum Hotel wartet bereits, wie abgesprochen, unser Ersatzauto. Wir bekommen eine etwas größeren Vierrad-Toyota. Der lässt sich zwar schwerer schalten und liegt auch etwas tiefer, als der alte aber er ist zumindest vollgetankt. Also brauchen wir nur immer einen Unfall haben, wenn wir sonst tanken müssten. Uns wird auch später noch einmal bewusst, wie viel Glück wir hatten. Unser Auto wurde ca. 20m Nach vorn geschoben. Wäre der Truck vor uns nicht kurz vorher losfahren, wären wir vermuttlich ebenfalls zerquetscht worden.
Nur ein, zwei Stunden später kommen wir in unserem Hotel am Arenal-See an. Das Hotel sieht auf dem ersten Blick sehr freundlich und groß aus. Unser Zimmer ist sehr geräumig, hat zwei Doppelbetten und eine Art Küchenzeile. Aber irgendwie…irgendwie stimmt hier was nicht. Das Hotel ist bereits 20 Jahre alt und es ist genau so, wie es vor 20 Jahren war. Es ist wie eine Zeitreise zurück, als das Hotel noch neu und die Gäste zahlreich waren. Über dem Tennisplatz eine dicke Schicht Moos, die Grünanlagen kaum begehbar, TV-Kabel aus den Wänden ohne TV und vieles mehr. Es gibt aber etwas, was das ganze noch in den Schatten stellt. Auf der Rückseite der Speisekarte werden Häuser in der näheren Umgebung zum Verkauf angeboten. Susan und ich schauen uns diese Häuser am Abend einmal an. Sie sind komplett mit Gras überwachsen, die Haustüren stehen geöffnet, Schimmel, Feuchtigkeit – wohin wir schauen. Die Häuser an sich sind wirklich hübsch und modern. Eine gläserne Front mit phänomenalen Blick über den See. Vor 20 Jahren war es hier bestimmt mal sehr schön. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Es wird langsam dunkel und die dunklen und verfallenen Zeitzeugen lassen wir gruselig hinter uns und gehen schlafen.

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