Tja, was soll ich über diese Stadt schreiben? Ich war jetzt einige Zeit da und habe versucht mich mit ihr anzufreunden. Das war nicht leicht. Ich weiß nicht, ob ich da nicht etwas zu „deutsch“ bin aber als allererstes vermisste ich eine Ordnung, eine gewisse Struktur. Kein Mittelstreifen auf der Straße, oft auch kein Begrenzungsstreifen. Bürgersteige fehlten oft gänzlich und Überall dieser Dreck. Nein, kein Müll! Würde es nach dem Müllaufkommen gehen, wäre diese Stadt lupenrein. Aber die vielen Abgase der uralten Autos, diese alten Busse verschmutzen diese Stadt so extrem. Ich musste immer, wenn ich draußen war, nach maximal 2h wieder zurück zum Hotel, da ich Kopfschmerzen und ein leichtes Brennen im Rachenbereich bekam. Dagegen hat Berlin klare frische Bergluft.
Die Menschen sind im Gegensatz zum ersten Erscheinungsbild der Stadt, sehr modern. Auch hier trägt niemand ein Kopftuch. Smartphones, chicke Kleidung und viele junge Menschen bestimmen das Straßenbild. Ich habe sogar ein paar Kinder in Anzügen Fußball spielen gesehen. Aber das kommt glaube daher, dass hier eine Schuluniform Pflicht ist. Wenn ich mich aber daran erinnere, wie wir damals beim Fußball spielen aussahen, dann machen diese Kerlchen mit ihren Anzügen eine definitiv bessere Figur.
Es gibt in der ganzen Stadt sehr viele kleine Läden, dafür aber sehr wenig bis gar keine Großen. Der übliche Supermarkt kann vielleicht eher als größerer Tante-Emma-Laden bezeichnet werden. So etwas wie einen Rewe, Kaisers oder Kaufland habe ich nicht gesehen. Ganz verwirrend finde ich ja diese Kaufhäuser, mit ihren vielen kleinen Einzelgeschäften. Es ist so eng da drinnen und man kommt sich schnell vor wie in einem Labyrinth. Stichwort Ordnung. Zumeist sitzen dann in diesen kleinen Läden Frauen Mitte 40, schauen deprimiert durch die Schaufensterscheibe nach draußen oder starren auf ihr Smartphone. In einem Einkaufszentrum war ich ebenfalls gewesen und habe sehr mutig einen kasachischen Dürüm bestellt. Ich hatte die Auswahl, ob ich zu Döner King, Döner World oder Super Döner gehe. Die hatten übrigens alle ihren Stand nebeneinander. Das war praktisch die Dönerecke, das einzige was es in dem Foodcourt gab. Nun ja, ohne auf die Details einzugehen, die Idee mit dem Dürüm war wohl dann doch etwas zu mutig.
Die Stadt hat auch einige Grünanlagen und Parks, die sehr gepflegt werden. Über haupt muss man sagen, dass in der Stadt sehr viel in Richtung äußerem Erscheinungsbild passiert: Straßen werden neu asphaltiert, Bäume werden gepflanzt, weitere Grünanlagen geschaffen. Allerdings fragt mich sich, wie das alles gegen diesen unsagbaren großen Abgas-Dreck eine Chance haben soll.
Das Hotel, in dem ich war, hat meinen Ansprüchen völlig genügt. Das Zimmer war groß genug, das Bad sauber. Das W-Lan war leider schlecht und das Frühstück nicht wirklich abwechslungsreich. Dafür gab es aber das Hotel-Restaurant, das wirklich sehr gut war. Hier konnte ich den einen Tag sogar mal Rinderhirn probieren. Na gut, das muss man jetzt auch nicht jeden Tag essen.
Alles in Allem war Kokshetau eine gute Gelegenheit für mich, meine Beine etwas auszuruhen. Wie es nun weitergeht, weiß ich nicht, da die Kniegelenke immer noch sehr schmerzen und ich kaum eine Treppe ohne Schmerzen laufen kann. Ich möchte ungern aufgeben, aber auf der anderen Seite bringt es mir nichts diese Reise unter permanenten Schmerzen weiter zu führen. Denn das soll und kann ja auch nicht das Ziel sein.
Ich drück Dir alle Daumen, daß Du nicht aufgeben musst. Zieh durch und besinn Dich auf den Grund der Reise. 😉 Repekt und toi toi toi!
Viel Erfolg das es weiter gehen kann! Den Sattel vielleicht ein wenig höher stellen und mit Bandagen und Schmerzmitteln LANGSAM einrollen ?!
Vg und einen guten Weg!
Oh man! Ich wünsche dir, dass du weiterkannst!
Boah ey, Matthias. Habe gerade alle deine Einträge hintereinander gelesen! Sehr schön geschrieben, die Details, die Emotionen, wunderbar bildhaft. Man möchte noch viel mehr lesen. Bestimmt kannst du gar nicht so viel schreiben wie du möchtest, aufgrund der Umstände. Vielen Dank für deine Berichte!! Halte uns auf dem Laufenden. So viel hast du schon erlebt, unglaublich. Da denkt man an die Berliner, die nie ihren Bezirk verlassen haben und stolz darauf sind (kopfschütteln) Welche Widrigkeiten du erfolgreich gemeistert hast, manch einer hätte vielleicht schon viel früher aufgegeben. Aber du bist ja nach deinem Malle-ich-habe-nur-einen-liter-Wasser-für-drei-Tage-Tripp gut gewappnet und vertraut mit solchen Umständen. Schön, dass die Steppe dich wenigstens angemessen begrüßen konnte. Ich hoffe und wünsche dir, dass du weitermachen kannst! Wir sind alle sehr gespannt auf deinen nächsten Eintrag.
P.S. Falls es zum Äußersten kommt und du abbrechen musst, denke daran. Die Steppe läuft dir nicht weg. Aber wenn dein von Kongressen geplagter Körper streikt und den Dienst versagt, sind die Möglichkeiten beschränkt.
P.P.S. Wenn man „Saulmalkol“ googelt ist dein Eintrag auf Platz 2!!! 😉
Aber wer googelt schon Saulmalkol.
Viel Glück und halt die Ohren steif