Heute bin ich in der “Heiligen Stadt” unterwegs. Der Weg durch die engen Gassen der Altstadt ist anstrengend und doch faszinierend gleichzeitig. Überall werde ich angesprochen, ob ich nicht etwas kaufen möchte oder ein Taxi brauche. Doch es gibt auch die ruhigen Gassen, in denen ich eine kurze Zeit verweile. Ob nun Jesus oder Mohammed durch diese Straßen gezogen ist, sei dahin gestellt. Wenn man kurz in sich geht, kann man aber die über zweitausend jährige Geschichte der Stadt spüren. Doch leider werde ich auch gleich wieder angestoßen. Entweder von Touristen, Pilgerer oder Kaufleute, die einen verschiedenes anbieten wollen. Dann schaue ich mir mal an, was alles so im Angebot ist. Gewürze, Kruzifixe und T-Shirts. “Gun`s Moses” lese ich auf den einen T-Shirt. Ein Kampfjet und der Spruch“Dont worry USA, ISRAEL is behind you!” Hier scheint man stolz auf seine militärischen Aktionen zu sein. Ich finde das sehr absurd und mir kommen immer mehr Zweifel an der Heiligkeit der Stadt. Diese Zweifel werden mit jeden Schritt größer. Vor der Grabeskirche Jesu gibt es einen Stand, der Osterhasen verkauft. Zu Weihnachten! In der Grabeskirche steht neben der Stelle, an der Jesus gestorben sein soll ein Weihnachtsbaum. Ich schüttel unentwegt mit dem Kopf.
Ich verlasse die Altstadt und gehe in das Tal der Könige. Nein, ich bin nicht bis nach Ägypten gewandert. In Jerusalem gab es ja auch ein paar Könige und zwischen Tempelberg und Ölberg ist ein Tal gelegen. Hier gibt es jahrtausend-alte Gräber, die denen in Ägypten in nichts nachstehen. Über 4000 Jahre alte Gräber sind hier angeordnet, ganz kleine und zwischendrin immer wieder prächtige Mausoleen. Was mich allerdings stört: Tonnenweise Abfall. In jedem alten, noch so prächtig von außen aussehenden Mausoleum, liegen Plastikflaschen, Plastiktüten und anderer Müll. Über dem Tal thront eine Pali-Siedlung. Man sieht förmlich wie zwischen den Häusern der Abfall emporquillt und am Sandhügel in das Tal hinunterrollt. Mir ist sehr komisch zu mute. Ich begreife nicht, wie man solche wertvolle alten Gräber so verrotten lassen kann. Gleichzeitig werden mit aller Mühe in den Kirchen der Altstadt, in denen sich die Touris tummeln, zu jederzeit die alten Steine poliert. Apropos Touris; die habe ich so gar nicht im Tal der Könige gesehen. Vielleicht meidet man auch das Gebiet. Dreck, Gestank, Lärm von den Palis und zwischendrin ab und zu fragwürdig aussehende Palis. Mir macht das ganze nichts aus, auch wenn ich zugeben muss, dass ich manchmal ein komisches Gefühl habe. Ich denke immer daran: Keine Angst zeigen, die können meine Angst riechen! Ich weiß, sind ja keine Hunde..
Ich weiß nicht so ganz, was ich davon halten soll, aber es sieht so aus, als wäre Jerusalem der Beweis, dass Gott tot ist. Wäre er nicht tot, würde er diese Stadt mit all ihren Heuchlern, Kriegstreibern und Kruzifix-Verkäufern zerschmettern. Bei aller Freundlichkeit, die die Leute einem entgegenbringen, birgt doch jede Ecke ein Ereignis oder ein Objekt das dem gesunden Menschenverstand zum zweifeln an demselbigen einlädt.
Und sei es nur so etwas harmloses wie T-Shirts von GUNS N MOSES.
Gute Nacht Jerusalem!