Die Schlange von Alma Arasan

Zunächst muss ich mich selbst für den genialen Titel loben. Grandios!

Nun also lest die Geschichte, die sich über der Stadt des Apfels zugetragen hat. Ich gehe am frühen Morgen mit leeren Magen zum Buffet-Saal. Der Hunger ist genauso groß wie die Vorfreude auf das Frühstück. Eine Mitarbeiterin taucht an der Rezeption auf. Ich bestelle ein Omlet mit Käse und einen Kaffee. Plötzlich huscht sie durch den Korridor. Eine zierliche Blondine, Mitte 20, hübsches Gesicht. Sie wirft mir einen druchdringenden Blick zu. Doch darauf falle ich natürlich nicht herein. Ich genieße in Ruhe mein Frühstück und möchte dann an der Rezeption zwei weitere Nächte buchen. Dort steht sie dann vor mir. In ihrem sommerlichen Kleid sieht sie aus, wie die Unschuld vom Lande oder wie ein kleines Püppchen aus ihrem Puppenhaus entflohen. Da sie kein Wort englisch spricht, verständigen wir uns mit Hilfe des Übersetzungsprogamms aus dem Internet. Immer wieder durchbohren ihre Blicke, gepaart mit ihrem reizenden Lächeln meinen Kopf. Mein Gehirn rutscht mir langsam in die Hose, aber ich falle nicht drauf rein. Sie erzählt, dass es für sie erfrischend sei, mit mir zu kommunizieren. Ich falle natürlich nicht drauf rein. Sie sagt mir, dass ich nicht so wie die anderen Männer hier sei. Aber ich falle nicht drauf rein. Sie erzählt mir, dass sie Lera heißt und dass sie mich hübsch findet. Und ich falle natürlich drauf rein. Nachdem ich später aus der Stadt wiederkomme, ist im Buffetsaal eine seltsame Gruppe von Menschen zu gegen. Sie erinnern mich ein wenig an eine Sekte, wie sie so laut vor sich her rufen und wirr im Raum umher laufen. Ich frage Lera, wer diese Leute sind. Sie sagt mir, dass sie mir das beim gemeinsamen Abendessen erzählt. Abendessen? Kann ich mir doch gar nicht leisten. Ich frage, charmant wie ich bin, wie teuer das ganze wird. Sie sagt, dass es ein usbekisches Nationalgericht ist und gar nichts kostet. Und wieder falle ich drauf rein. Später gehe ich dann nach unten. Sie sitzt an der Rezeption und schläft seelenruhig in ihrem Stuhl. Wirklich? Einen Meter neben uns ist eine Angestellte mit dem neuen kasachischen Turbostaubsauger am Gange. Die Lera scheint ja doch einen gesunden Schlaf zu haben. Ich tippe einmal leicht auf die Holztheke und sie erwacht. Ah ja. Wir gehen zusammen nach draußen, sie bringt Brot, Getränk und Rinderknie. Dann setzt sie sich zu mir, lächelt mich kurz an, lauscht meinem schlechten russisch und verschwindet dann wieder. Ich sitze also wieder allein, knabbere an dem Rinderknochen und komme mir irgendwie verarscht vor. Als ich fertig bin, geh ich nach drinnen, überreiche ihr das Geschirr und nehme Platz. Sie will sich ja noch mit mir unterhalten. Ich warte also, während sie hektisch ihrer Arbeit nachgeht. So vergeht eine halbe Stunde und ich beschließe wieder aufs Zimmer zu gehen. Ich hab ja noch wichtigeres zu tun. Kurz vor 10 klopft es an der Tür. Ich öffne und Lera steht vor mir. Das Lächeln ist weg. Statt der guten Laune hat sie eine Rechnung bei sich und will jetzt kassieren. Rinderknochen, Getränk, Brot, Frühstück. Auf mein schlechtes Russisch gibt es keinen Spaß mehr, sondern nur ganz wenig Wechselgeld. Sie kassiert, dreht sich um und ich schließe die Tür.

Nun noch die kurze Geschichte mit dem Taxifahrer. Ich laufe durch die Straßen von Almaty auf der Suche nach einem Taxi. Es hat ungefähr 35° und die Abgase erschweren das Atmen. Ich bin schon 20km aus den Bergen in die Stadt gelaufen, da will ich zurück lieber gefahren werden. Auch wenn es vermutlich teuer wird. Irgendwann finde ich eines dieser Ökotaxis. Ich frage den Herrn ob er mich denn fahren könnte. Er macht eine seltsame Geste, ich steige ein und wir kommen ins Gespräch. Dann zeige ich ihm die Adresse, er ruft dort an, reicht mir dann den Hörer. Vom Gasthaus bekomme ich die Anweisung nicht mehr als 1200 Tenge zu bezahlen und wir fahren los. Nur mal so zum Vergleich, 1200 Tenge sind in etwa 5€. Für 20 km! Der Fahrer schaut mich an und fragt mich, wo ich denn herkomme. Ich sage Deutschland. Er überlegt kurz. Dann schaut er mich an und schreit „How much is the fish?“ Super, Scooter kommt also auch in Kasachstan noch an. Dann versucht er sich an Rammstein. „Du, du hast, du hast mich“. Aus dem Mund eines kasachischen Taxifahrers klingt das total lustig. Später sehen wir ein paar junge Frauen die Straße überqueren. Ich möchte ihm sagen, dass es in Kasachstan hübsche Mädchen gibt. Leider verwechsel ich das Wort „dewoschka“ mit dem Wort „deduschka“ und freue mich über hübsche Großväter. Er schaut mich irritiert an und bietet mir später eine Flasche Wasser an.

Was für ein Tag voller Missverständnisse.

2 Gedanken zu „Die Schlange von Alma Arasan

  1. Klingt ja echt schon mal lustig die ersten Tage, freu mich das du fit bist und es weiter geht, mach weiter so. Drück dir die Daumen und das du Gesund bleibst.
    P.S. Ich schau jedentag rein. Grüße

    • Hey Thomas, großes Dankeschön. Ich gehe heute in die Wildnis und schaue dort mal wie es mit Empfang und Akkulaufzeit aussieht. Hoffe natürlich so viel wie möglich berichten zu können.
      Grüße, Uri

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