Nationalpark Chirripo

Tag II

wir werden gegen 5:30 Uhr von einem vorlauten Vogel direkt vor unserem Fenster geweckt. Ein ganz natürlicher Wecker. Was will man mehr? Zum Frühstück gibt es ein Toast und Rührei. Zum ersten Mal sehen wir Costa Rica bei Tag. Zwar „nur“ die Unterkunft aber es ist schon mal ein kleiner Vorgeschmack, auf das, was noch alles kommen soll. Die Palmen sind riesig, die bunten Blüten faszinierend und die Weberspinne im Garten einfach nur Furcht einflössend. Lange spitze Beine, mit einem gelben Strich versehen und ca. Handteller groß hockt sie da so ruhig in ihrem Netz. Wie gebannt starre ich sie an. Immer in der leichten Hoffnung, dass alle Spinnen so ruhig, so friedlich und so leicht zu erkennen sind.
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns und lassen uns zum Flughafen fahren. Von dort geht es zum Mietauto. Ich bin etwas genervt, weil noch alles so hektisch ist. Von hier nach da, dann die vielen Menschen, der Lärm der Großstadt, dem ich ja entfliehen will. Bei der Autovermietung wird uns offenbart, dass wir natürlich(!!) keine Versicherung für Scheibenschäden hätten, die wir vorher in Deutschland jedoch abgeschlossen haben. Wir verzichten dankend darauf doppelt zu bezahlen und nehmen die Basis-Versicherung. Hoffen wir mal, dass alles gut geht. Wenn ich an Regenwald und eventuell herunterfallende Äste oder auf die Frontscheibe springende Jaguars denke, habe ich leichtes Bedenken.
Doch nun geht es endlich los. Ab in die Wildnis, ab in den Regenwald, ab in das Abenteuer, ab in das …Einkaufscenter. Hier wollen wir eine Internet Karte für mein Telefon und etwas zu Essen kaufen. Für das Internet müssen wir zwei mal in den Shop: Einmal zum aktivieren und 20 min später zum aufladen. Seltsames System, was uns leider etwas Zeit kostet.
Als wir nun endlich die Karte und etwas zu essen haben geht es los. Endlich Tiere beobachten, endlich im Pazifik baden, endlich…irgendwann durch den dicken Stau in der Hauptstadt kommen. Circa ein bis zwei Stunden kostet uns dieser sehr nervige Stau. Die Nerven liegen etwas blank. Doch dann entpuppt sich Susan als Ralley-Fahrerin. Es geht Straßen jenseits der 25% hoch und runter. Ich kralle mich in meinen Beifahrersitz fest, doch Susan meistert alles. Steigungen, Einheimische, Trucks. Alles kein Problem. Auch wenn wir bei der einen oder anderen Straße ins Schwitzen kommen. Was sehr positiv auffällt, dass wir keine Maut bezahlen müssen. Wir halten kaum an und fahren direkt unsere zweite Unterkunft an: Casa Mariposa im Nationalpark Chirripo.

Kurz bevor wir die Unterkunft erreichen, müssen wir noch eine Straße meistern, die so unglaublich zerstört ist, dass es ein Wunder ist, dass hier überhaupt Autos lang fahren. Die Steigung ist unvorstellbar, der Untergrund voll Geröll und spitzen Steinen. Auf dem Weg nach oben, stoßen wir auf zwei Tramper. Wir halten und lassen sie einsteigen. Ein junges Paar, das welch Zufall, auch zur gleichen Unterkunft möchte. Noch ein Zufall, denn die Frau ist deutsch, der Mann Mexikaner. Egal, wo man auf der Welt ist, man trifft überall Deutsche.

Wir können schon die Unterkunft sehen, als unser treues Auto uns im Stich lässt. Auf einer Ansteigung müssen wir erneut anfahren. Dazu haut Susan die Handbremse rein und…wir rollen rückwärts den Berg herunter. Ja, mit angezogener Handbremse geht es bergab. Susan gibt schnell Gas, die Räder drehen durch, wir bewegen uns wieder in die richtige Richtung. Vier erleichterte Reisende sitzen nun etwas schwitziger im Auto. Einer davon ist mächtig stolz auf seine Freundin. Das Pärchen beschließt die letzten Kilometer lieber zu Fuß zu gehen. Ja, denen scheint ihr Leben am Herzen zu liegen. Ich bleibe bei Susan, auch für die restlichen Meter. Nachdem wir nun auch das letzte Stück überwunden, haben sind wir da.

Die Unterkunft liegt wirklich mitten im Nebelwald. Es ist kurz vor der Dämmerung, bzw. dämmert es hier nicht wirklich. Innerhalb einer halben Stunde wird hier von hell auf schwarz, wie die Nacht, geschalten. Nach einem kurzen Plausch an der Rezeption beziehen wir unser Zimmer. Öffnen wir die Fenster, schauen wir direkt in den dichten Dschungel. Die Toilette ist mit Fenstern ohne Scheibe und Vorhang. Da guckt auch mal ne dicke Spinne beim Duschen von draußen zu. Bevor wir uns unter das Moskitonetz zum Schlafen begeben, überreichen wir der Inhaberin zwei kleine Christstollen aus Deutschland. Sie freut sich sehr darüber und gibt uns noch ein paar Ausflugs-Tipps für den nächsten Tag. Leider bestätigt sich am Abend, was wir schon befürchtet haben: Susan ist auf dem Weg krank zu werden. Deshalb legen wir uns schon kurz nach 20 Uhr ins Bett und hoffen auf eine schnelle Genesung.

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