Orientierungslos in der Wüste

Vom Fjordungsvatn nach Laugafell

Es ist Morgen in der Wüste und wir holen noch einmal Wasser im ausgetrockneten See. Wir trauen unseren Augen kaum, denn der See ist tatsächlich über Nacht noch kleiner geworden. Wir müssen also noch ein bisschen weiter laufen. Zurück gekommen sprechen wir kurz über die Landschaft und die Natur, die uns umgibt. Patrick bringt es gut auf den Punkt: Hier draußen gibt es nicht einmal Tiere, was machen WIR hier? Es ist absolute Stille. Kein Wind, kein Geräusch. Keine Tiere, kein Plätschern eines Flusses. Nur absolute Stille. Ich überlege kurz, ob ich mit den Beiden mitgehe. Die beiden sind schon sehr cool. Der eine sieht aus wie Robinson Crusoe der andere wie der typische Vorzeige-Ire. Da sie aber nach Nord-Osten gehen und ich nach Nord-Westen trennen wir uns. Eine total absurde Szene: Drei Männer in einer menschenfeindlichen Umgebung reichen sich die Hände, verabschieden sich und gehen getrennte Weg.

Quer durch die Wüste

Mein Ziel heißt Laugafell. Dort befindet sich ein Campingplatz mit einer heißen Quelle. Wenn ich der Straße folge, muss ich 25km laufen. Nehme ich die Abkürzung durch die Wüste, sind es nur 20 km. Optimistisch starte ich meine Strecke und sage mir immer wieder: Laufe so, dass du rechts vom Gletscher rauskommst. Nun ist so ein riesiger Gletscher eine gute Orientierungshilfe. Allerdings sollte man den auch immer sehen. Dieser doch wichtige Umstand war nicht immer gegeben. Nach ein paar Flußdurchqerungen war ich gänzlich orientierungslos. Ein Blick auf mein Navi bestätigte meine größte Angst: Ich war dabei den längst möglichen Weg zu nehmen und gar nichts an Kilometern zu sparen. Aber da musste ich nun durch.

Der Regen kommt

Die Sonne schien und brannte. Ja, es fühlte sich wie eine richtige Wüste an. Die Lippen waren bereits ausgetrocknet und rissig, die Haut pellte sich auf der Nase und der staubtrockene Wüstenwind tat sein übriges. Doch dann war die Sonne auf einmal weg. Es wurde, islandtypisch, sehr schnell kühl und vor allem auch feucht. Kein Regen, aber auf einmal war die Luft, die gerade noch so unglaublich trocken war, 100 % feucht, nass und kalt. Jetzt freute ich mich aber richtig auf die heiße Quelle.

Heiße Quelle und Nazis

Gegen Abend erreichte ich endlich den Campingplatz. Heiße Quelle, Hütten, Campingplatz und – Neonazis aus Berlin-Köpenick. Meine Güte, da macht man Urlaub im Nirgendwo und trifft selbst hier solche Vollpfeifen. Ich habe mich nicht als Deutschen ausgegeben, so dass ich auch in kein Gespräch mit den Dumpfbacken gezogen werden konnte. Der englischen Sprachen schienen sie nämlich nicht mächtig. Nach dem Zeltaufbau ging es dann auch gleich in die heiße Quelle. Das war nicht nur angenehm und säubernd, es lockerte auch sämtlich erhärteten Muskeln. Danach ging es schnell wieder ins Bett.

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