Viel zu spät kommt nun der Abschluss. Was war nach der Rettungsaktion passiert? Bin ich schon wieder in Berlin oder taumel ich noch irgendwo durch kasachische Gasthäuser. Nein, ich bin zurück in Berlin, schaue nach draußen auf die Berliner Straße und gehe jeden Morgen auf Arbeit. Ja, ich bin wieder angekommen in der schnöden 0815-Welt, die ich vor ein paar Monaten verlassen habe. Aber ich bin auch froh darüber. Was war also nun noch passiert?
Mit dem Rettungshubschrauber werde ich nach Almaty geschafft. Dort werde ich in der Zentrale der Republikanisch Operativen Rettungsgruppe mit selbstgemachter Pizza und Kaffee versorgt. Später fährt mich Kolja ans andere Ende der Stadt ins deutsche Konsulat. Während der Fahrt erfahre ich, dass so gut wie jeder Kasache einen Verwandten oder Bekannten in Deutschland hat. Nach 1991 gab es im Land 17 Mio. Einwohner. 1 Mio. davon waren Deutsche, die in der Folgezeit zurück nach Deutschland zogen. Wo immer ich in Kasachstan hinkomme, gibt es Geschichten von Onkel, Freunden, Klassenkameraden, die in Deutschland lebten.
Als ich im Konsulat ankomme, werde ich auch gleich von meinem Retter begrüßt; der Peter. Peter war verantwortlich für die Koordination meiner Suche. Er war derjenige, der mit meinen Eltern, Patrick und den Amerikanern kommunizierte. So steht er nun also endlich vor mir, mit seinem kleinen Hund Bubble auf dem Arm. Wir gehen ins Konsulat und reden viel miteinander. Dann stellt er mir das Rettungsteam vor. Ich lerne auch Frau Schimkoreit, die Generalkonsulin, kennen. Alle haben mitgeholfen. Sei es durch Botengänge, Übersetzungen, Verhandlungen oder auch viele, viele Telefonate. Ich werde herzlich begrüßt und aufgenommen. Vorwürfe für mein Handeln werden mir nicht gemacht, ganz im Gegenteil. Hier sind viele sportlich aktiv und gern draußen in der Natur.
In den nächsten drei Tagen bleibe ich lange Zeit im Konsulat und übernachte in einem nahe gelegenen Hotel. Ich kann mich endlich ausruhen, mal wieder in einem weichen Bett schlafen und muss nicht durch die Wildnis irren. In dieser Zeit kümmere ich mich um einen Flug zurück nach Deutschland, was sich schwieriger gestaltet als erwartet. Mein Konto ist komplett ausgereizt. Das erfahre ich allerdings auch erst, als ich in einem kasachischen Reisebüro stehe und meine Bank anrufe. „Ich befinde mich gerade in Kasachstan, würde gern nach Hause zurückfliegen und weiß nicht, warum meine Kreditkarte nicht mehr akzeptiert wird.“ „Oh….leider haben sie ihr Telefonbanking nicht aktiviert. Das kann zwei bis drei Tage dauern!“ Na schönen Dank auch! Glücklicherweise hatte Patrick noch ein paar Euros übrig und kauft mir einen Rückflug. Doch auch das war nicht so einfach. Warum? Nun, nachdem er im Internet den Flug bucht, bekomme ich um Mitternacht vom Reiseanbieter eine Mail. Darin steht, dass man bedauere, dass die Buchung nicht erfolgreich war. Das ist fünf Stunden vor dem geplanten Abflug. Eine Buchung am folgenden Tag läuft ebenfalls ins Leere. Doch dann versuchen wir es direkt auf der Seite der Fluggesellschaft. Dieses Mal klappt es. Ich suche mir für die letzte Nacht noch ein Gästehaus in der Nähe des Flughafens und verabschiede mich vom Konsulat. Ich habe dort viele nette Menschen kennen gelernt. Mit Peter, der momentan in Beirut ist, habe ich noch regen Kontakt. So mache ich mich also auf zu meiner letzten Unterkunft in Kasachstan. Auf den Bildern im Internet sieht sie ganz sauber aus. Ich genieße den langen Marsch einmal quer durch die ganze Stadt. Land und Leute werden mir sehr fehlen. Es ist noch einmal richtig heiß. Am Ende stehe ich an einer Art Autobahnkreuz. Mein Handy zeigt an, dass hier irgendwo die Unterkunft sein muss. Ich frage mich nur „WO?“ Ich gehe zwischen zwei Straßenkreuzungen immer auf und ab. Es sieht hier sehr schäbig aus. Ich entdecke einen Bauhof, einen Fuhrpark und eine Werkstatt. Ein Gasthaus ist weit und breit nicht zu sehen. Nach wiederholtem hin und her laufen schaue ich mich in einer versteckten Seitenstraße um. Am Ende der Straße steht ein Haus, was dem in der Internetanzeige ähnlich sieht. Zwei Arbeiter sitzen davor auf der Straße, trinken Bier und hören Kofferradio. Ich frage sie, ob das Haus ein Gasthaus ist. Sie bejahen und rufen die Gastwirtin an. Dann überreichen sie mir das Telefon. Ich verstehe so gut wie kein Wort, obwohl die Frau am anderen Ende englisch spricht. In einer Stunde kommt sie zu mir, das verstehe ich gerade noch. Dann gehe ich schon einmal ins Haus. Alles sieht sehr sauber, ordentlich und neu aus. Oben kommt mir ein junger Mann entgegen. Wie soll ich ihn nur beschreiben? Sein Aussehen entspricht ungefähr dem typischen Bild eines Salafisten, das wir in Deutschland haben. Langer Bart, Langes Gewand, arabisches Aussehen und eine Gebetsmütze auf dem Kopf. Er begrüßt mich sehr freundlich und zeigt mir mein Zimmer. Es ist sehr groß und sehr einladend. Ich staune über die penible Sauberkeit. Das Haus scheint noch sehr neu zu sein, die Zimmer haben kaum Merkmale einer Abnutzung. Es fühlt sich an, als wäre ich der erste, der hier in einem der Zimmer schläft. Ich nehme eine Dusche und wickel mich dann in das Bettlaken ein. Dann klopft es an der Tür. Die Hauswirtin ist da. Blöd nur, dass ich keine Kleidung anhabe, also hänge ich mir das Bettlaken um. Sie ist sehr freundlich und bietet mir noch einen Ventilator und etwas zu essen an. Aber ich lehne dankend ab und versuche die Zeit tot zu schlagen, da schlafen für mich nicht in Frage kommt. 2 Uhr Nachts soll es zum Flughafen gehen. Da lohnt sich schlafen nicht wirklich. Der nette Salafist (ich schäme mich ein wenig für diese Wortwahl) fährt mich dann auch zum Flughafen. Dort angekommen versuche ich noch ein paar Souvenirs zu kaufen. Doch das ist auf Grund der Handelsunion wieder nicht möglich. Von Kasachstan nach Russland ist und bleibt ein Inlandflug und so kann ich den Wodka auch wieder zurück ins Regal stellen. Schade.
Circa 10 Stunden später landet der Flieger in Schönefeld. Der erste Berliner, den ich sehe, ist ein Fuchs, der auf dem Landefeld rumrennt. Ich bin also wieder zu Hause. Als ich meinen Rucksack vom Gepäckband nehmen möchte, fällt mir etwas auf: Er ist nicht da. Im Gegensatz zu anderen Passagieren, deren Gepäck nicht angekommen ist, bleibe ich aber sehr ruhig. Die Mitarbeiter beim „Lost and Found“ erklären mir, dass mein Rucksack noch in St. Petersburg ist. Na gut, denke ich, schön für den Rucksack. So kann ich befreit vom vielen Gewicht meinen Heimweg antreten. Die Sonne lacht, Berlin zeigt sich von seiner schönsten Seite. Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass Patrick meine Matratze weggeworfen hat, ich also nach 30 Stunden ohne Schlaf kein Bett mehr habe und wir in 15h schon wieder im Club bis in die Morgenstunden des nächsten Tages tanzen werden. Berlin hat mich also wieder.
Je cherche mon ami peter stache depuis l’ambassade allemande au mali
Ich kenne Peter aus dem Konsulat in Almaty, stehe aber noch etwas im Kontakt mit ihm. Ich kann gern Peter von ihrer Suche berichten. Wir ist ihr richtiger Name?
Grüße Matthias
Je connais Peter du consulat à Almaty, mais je suis toujours en contact avec lui. J’aime parler à Peter de sa recherche. Nous sommes son vrai nom?
Salutations Matthias