Reise von Tel Aviv nach Jerusalem

Nachdem ich mit dem Flugzeug in Tel Aviv aufgeschlagen bin, versuche ich mich erst einmal zu orientieren. An der Passkontrolle verläuft das Gespräch folgendermaßen:

“Wohin wollen sie?

“Jerusalem”

“Mit wem?”

“Allein.”

Der Mann macht eine verdutze Mine. “Kennen sie dort jemanden?”

“Nein”

Der Mann wird leicht argwöhnisch. “Wann wollen sie da hin?”

“Jetzt noch, am Abend”

“Wie wollen sie da hin?”

“Mit meinem Fahrrad.”

Dem Kontrolleur reicht es. Er schüttelt seinen Kopf, gibt mir meinen Pass zurück und wünscht mir “Viel Glück”.

Am Flughafen-Ausgang schaue ich mich um. Ein Großraumtaxi lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Der Taxifahrer fragt mich, wo ich denn hin will. Ich sage „Jerusalem“. Man muss dazu sagen, dass es Abend um 7 ist. Er fängt an zu grinsen. Er fragt mich, wie ich da hinkommen will. Ich sage „mit Fahrrad“. Dann fängt er laut an zu lachen. Er verschwindet zu seinen Kollegen, brabbelt was in hebräisch und alle fangen an zu lachen. Und sie schauen mich dabei an. Willkommen in Israel.
Nachdem ich mich etwas vom Flughafen entferne, wird es schnell dunkel. In einem Kreisverkehr irre ich von Ausfahrt zu Ausfahrt. Ich habe überhaupt keinen Plan, wo ich lang muss. Das fällt auch einem netten Mann mit Maschinengewehr auf. Über den Kreisverkehr ruft er mir zu, wo ich denn hin will? „Nach Jerusalem“. Auch er antwortet mit einem Lächeln und zeigt etwas irritiert in eine grobe Richtung. Eine halbe Stunde später bin ich auf der Autobahn Richtung Jerusalem. Ja, auf der Autobahn. Hier ist das in Ordnung. Also, vermute ich zumindest.

Nach ein paar Meter auf dieser Autobahn habe ich einen Platten. Sehr ungünstig. Ich möchte gerade mein Fahrrad gegen einen Zaun abstellen, da bemerke ich, dass der Zaun unter Strom steht. Hm… oder doch nicht? Ich bin mir nicht ganz sicher. Wundern würde es mich nicht. Ach, wer nichts riskiert kann auch nicht gewinnen. Ich tausche also im Eiltempo den Schlauch. Es ist jetzt komplett dunkel und 50km und 800 Höhenmeter liegen noch vor mir, in einem Land, wo ich mich in der Nacht auf freien Feld nicht wirklich wohl fühle.

Der permanente Anstieg macht mir ganz schön zu schaffen. Ich habe nichts mehr zu essen und will an einer Tankstelle anhalten. Als ich die Abfahrt nehme streunert gerade ein Wolf hinter der Tankstelle liegenden Steppe hervor. Nicht einmal 50m vor mir läuft er über die Autobahn. Ich bin etwas verdutzt. Ein Schäferhund oder Husky war es bestimmt nicht. Nein, das war ein Wolf, ein Steppenwolf.

 

Nach 7 Stunden komme ich in Jerusalem an. Ich weiß nicht was schlimmer war: der bis zum Ende ansteigenden Weg oder der Horror der Abfahrten. Horror der Abfahrten? Seid ihr schon mal auf der Autobahn Fahrrad gefahren? Gerade bei den Abfahrten, wenn die Autos mit 100km/h die Autobahn nach rechts verlassen, sollte man wirklich flink sein.

 

Es ist Mitternacht und ich versuche mich bei den wenigen Leuten auf den Straßen zur Altstadt durchzufragen. Ich habe immer gedacht, dass Israelis gut englisch sprechen können. Doch das können sie nicht. Zumindest nicht die, die ich anspreche. „Old City“ verstehen sie nicht oder können mir nicht in englischer Sprache sagen, wie ich da hin komme.


Als ich im Hotel ankomme, bin ich total erschöpft. Im Hotel sieht es… ja, rustikal aus. Aber ich bin froh, dass ich einen Platz zum Schlafen habe.

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