Tag XVI 02.01.17
Heute verlassen wir das Hotel. Wir scheinen die einzigen hier zu sein. Die Rezeptionistin versichert uns, dass in diesem Augenblick viele Gäste auf dem Weg sind – wir glauben es nicht. Es stimmt uns etwas melancholisch. Den Chef des Hotels haben wir einen Tag früh morgens gesehen – betrunken von seinem eigenen Bier. Die Kellnerin war immer sehr hilfsbereit und so unendlich freundlich. Sie hatte immer ein Lächeln auf den Lippen, war immer zuvorkommend. Sie konnte kaum englisch sprechen und wiederholte immer und immer wieder „You`re welcome!“
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Kolibri-Hütte „Villa Calas“
Wir verlassen das Gelände und fahren ein letztes Mal diese alte zertrümmerte Straße entlang. Östlich vom See geht es nun durch La Fortuna. Wir fahren nach Süden, direkt zwischen die beiden Vulkane Poas und Barva. Unsere nächste Unterkunft heißt Villa Calas. Vor zwei Tagen haben wir uns die Unterkunft im Internet herausgesucht. Kleine, niedliche Holzhütten für einen guten Preis. Als wir ankommen, sind wir hin und weg. Die Anlage ist sehr gepflegt, die Hütten sehen sehr einladend aus. Innen gibt es einen schönen Kamin, draußen hängt ein Gefäß mit Zuckerwasser für Kolibris, die sehr oft angeflogen kommen. Alles in Allem sehr idyllisch, sauber, ruhig und irgendwie sehr niedlich.
Wir richten uns ein und fahren kurze Zeit später zu einer Kaffee-Plantage in der Nähe. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch die kleine Siedlung Poasito. Hier gibt es Souvenir- und Einkaufsläden – zumindest auf dem ersten Blick. Wir beschließen am Abend hier noch einmal zu halten.
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Disney-Land für Koffein-Junkies – „Doka-Estate“
Kurz vor dem Kaffee-Freizeitpark, nichts anderes ist dieses Gelände, sehen wir die Kaffeebauern. In sengender Hitze sitzen circa 100 Arbeiter einen Kilometer entlang der Straßenseite und warten auf den LKW, der sie einsammelt. Wir suchen unter ihnen diesen glücklichen Menschen, der hinten auf der Bio-Kaffeeverpackung aufgedruckt ist. Ihr wisst schon, diesen glücklich lächelnden Kaffee-Bauern namens Miguel, Fernando oder Pablo. Niemand von denen ist hier. Hier sind nur sehr, sehr arme Arbeiter in dreckiger Kleidung und ohne Lächeln. Als uns das Gewissen schon fast einreden möchte, nie wieder Kaffee zu kaufen, kommen wir im Freizeitpark an. Wir lehnen die geführte Tour ab und erkunden auf eigene Faust.
Okay – um das ganze kurz zu halten: Es ist ein sehr hübsch angelegter Park, der einem Freilichtmuseum sehr ähnelt. Die Geschichte des Kaffees wird erzählt und am Ende gibt es einen Souvenirladen, mit all dem tollen Kaffeezubehör, das man eh nicht braucht. Es gibt ein Schmetterlingshaus, einen großen Spielplatz und jede Menge bunte Blumen. Als wir nach circa einer Stunde durch den Park sind haben wir wieder ein gutes Kaffee-Gefühl und kaufen sogleich auch 4 Packungen Kaffee – für zu Hause.
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Einkaufen vor lauter Langeweile
Wir fahren zurück. Die Arbeiter sind auch schon weg und wir sind beruhigt- wir müssen keine Gewissensbisse fürchten. Nun kehren wir nach Poasito zurück und schlendern etwas durch die Geschäfte. Was uns vor allem ins Auge sticht: geflochtene Mozzarella Kugeln. Das sind helle, zusammengepresste Kugeln, ca. 200 gramm schwer und 13 cm im Durchmesser. Davon kaufen wir einen und ein paar Früchte. In der Unterkunft angekommen breiten wir unsere Decke aus, setzen uns nach draußen, schneiden uns ein paar Stücke Käse ab und spielen eine Runde Mensch-Ärgere-dich-nicht.
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Ich kann kein Feuer machen
Am Abend versuche ich den Kamin zum laufen zu bringen – das will mir nicht gelingen. Ich versuche es mit Papier, mit dem zur Verfügung gestellten Holz – es ist zum verzweifeln. Es darf nicht sein, dass ich als Abenteurer kein Feuer entfachen kann! Vor allem nicht dann, wenn beste Voraussetzungen wie trockenes Holz, Papier, Spiritus, Streichhölzer und Feuerzeug zur Verfügung stehen. Nach einer halben Stunde gebe ich auf. In den Bergen Kasachstans hat das definitiv besser geklappt.