Auf der 821 nach Akureyri
Als ich früh mein nasses Zelt zusammenpacke, regnet es immer noch. Regenjacke, Regenhose und die Hoffnung, dass die Schuhe dicht halten. Dann geht es los. Viele Bereiche der Wege sind komplett überflutet. Da helfen nur improvisieren und lange Umwege über schmale Flussbereiche. Dann sehe ich das erste Wohnhaus. Seit Tagen bin ich nun wieder in der Zivilisation angekommen. Das Tal wird hier breiter. Auf der linken und rechten Seite des Flusses liegen große Weideflächen mit angrenzenden Farmen. Der Gang heute ist sehr müssig. So richtig habe ich keine Lust mehr. Die Wüste ist durchquert, die Wildnis liegt hinter mir. Unter meinen Füßen befindet sich eine asphaltierte Straße.
Alexander mein Retter
Dann kommt ein Junge auf dem Fahrrad mir entgegen. Auf der anderen Straßenseite läuft sein Hund nebenher. Er hält neben mir an und fragt mich, ob ich etwas brauche. Ich frage ihn, ob er jemanden kennt, der mich in die Stadt fahren könnte. Von hier sind es mit dem Auto vielleicht 20 min, zu Fuß ungefähr 6 Stunden. Er sagt, dass mich seine Mutter fahren könne. Er führt mich auf die Farm seiner Familie. Ich bin natürlich etwas skeptisch und möchte ja auch niemanden zur Last fallen. Die Mutter erscheint gleich an der Tür, zeigt sich hellauf begeistert von meiner Ankunft und bittet mich in die Wohnung.
3 Stunden Memory
In die Stadt schaffen kann sie mich erst gegen 15 Uhr. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 11. Ich willige trotzdem dankend ein. Während sie mir eine Tasse Kaffee und zwei Brötchen macht, kommen die Kinder in die Küche. Nicht nur Alexander, der Junge der mich zur Farm brachte, sondern auch die Schwester und die Freundin der Schwester starren mich jetzt neugierig an. Die Kinder sind zwischen 6 und 9 Jahre alt und können einwandfrei englisch sprechen. Alexander beschließt, dass wir jetzt alle Memory spielen. Und damit hören wir auch vor 14 Uhr nicht auf.
Von Spanier zu Deutschen in Island
Dann werden alle Kinder zur benachbarten Farm gebracht zum spielen. In der Zeit unterhalte ich mich mit dem Spanier Johannes, der für ein paar Monate auf der Farm arbeitet. Er hat viel zu erzählen und hat schon viel in Island gesehen. Ich sprechen über die vielen Deutschen in Island, den besten Platz, an dem man Sonne und Mond gleichzeitig sehen kann und warum mein SOS-Gerät für mich sehr sinnvoll ist. 15 Uhr werde ich dann von der Mutter mit dem Jeep in die Stadt gefahren. Bis zum Campingplatz. Ich bedanke mich herzlichst und wünsche ihr und ihrer Familie alles Gute.
Keine Lust mehr auf Zelten
Auf dem Zeltplatz treffe ich, wie könnte es anders sein, jede Menge Deutsche. Eigentlich gibt es nur Deutsche hier. Die Rezeption ist zwar noch nicht besetzt aber ich nutze schon einmal die Zeit um meine Kleidung zu waschen und zu trocknen. Vor Ort stehen Waschmaschine und Trockner für eine Gebühr von 3,50€ bereit. Dann treffe ich ein Paar wieder, die ich im Flieger nach Island vor 10 Tagen schon gesehen habe. Sie können sich auch an mich erinnern. Da sie gerade eine Gaskartusche suchen und meine noch halbvoll ist, gebe ich sie ihnen gern. Sie bedanken sich und ich überlege mir, ob ich wirklich noch einmal Lust habe in dem Zelt zu schlafen – Nein, habe ich nicht.
Das Sommerhaus in Akureyri
Ich verlasse den Zeltplatz und gehe zu dem günstigsten Gasthaus in der Stadt. Es liegt am Stadtrand und ich muss einmal quer durch Akureyri. Nach 10 min bin ich angekommen. Leider ist kein Zimmer frei. Ich möchte gerade gehen, als die gute Frau des Gasthauses sich etwas empört. „Ich kann sie doch nicht einfach so gehen lassen. Wir finden schon noch eine Bleibe für sie!“ Die typisch isländische Gastfreundlichkeit lässt mich auch hier nicht im Stich. Sie schnappt sich ihr Telefon und ruft alle Gasthäuser in der Stadt an. Das klingt vielleicht viel, aber es sind so ungefähr 7. In der zweitgrößten Stadt Islands. Nirgendwo ist ein Zimmer frei. Ich resigniere und sage ihr, dass ich dann eben zu einen der großen, teuren Hotels gehen muss. Das möchte sie natürlich nicht. Deshalb bietet sie mir das Sommerhaus zum halben Preis an. Das Sommerhaus befindet sich gesondert auf dem Gelände des Gasthauses und bietet Platz für 8 Personen. Es kostet normalerweise ca. 350€. Ich habe es für 150€ bekommen.
Der Hunger treibt`s rein
In der Nacht kann ich nicht wirklich schlafen. Ich habe das Gefühl, dass es am Hunger liegt. Meinen Reis und die Linsen kann ich einfach nicht mehr sehen, geschweige denn riechen oder schmecken. Auf der anderen Straßenseite ist ein Pizza-Lieferservice. Gegen 1 Uhr nachts stehe ich noch einmal auf, schnapp mir mein Geld und hole mir eine kleine Pizza. Die kleinste Pizza. Und die billigste. Für 10€. Eine große Flasche Fanta um den Durst zu löschen und dann bin ich satt. Trotzdem kann ich aber nicht schlafen. 6 Uhr muss ich auch schon wieder aufstehen. Dann geht es mit dem Bus zurück nach Reykjavik, wo mich noch eine ganz große Überraschung erwartet.